Paratuberkulose (Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis)
Paratuberkulose (Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP)) oder auch die „Johne’sche Krankheit“ findet in Deutschland bei vielen Landwirten wenig Bedeutung, obwohl es eine meldepflichtige und unheilbare Krankheit ist, die durch leistungsgeminderte Tiere und das damit verbundene Ersetzten der klinisch erkrankten Tiere große wirtschaftliche Einbußen nach sich ziehen kann. Des Weiteren steht MAP im Verdacht die chronisch entzündliche Darmkrankheit „Morbus Crohn“ beim Menschen hervorzurufen.
Die meisten infizierten Rinder bleiben über lange Zeit klinisch unauffällig und haben nur teilweise eine leichte Leistungsdepression, wodurch ihre Erkrankung unerkannt bleibt. Das Tückische ist, dass infizierte Tiere Erreger ausscheiden und somit über einen langen Zeitraum weitere Rinder infizieren.
Klinisch erkrankte Rinder zeigen meist wochen- bis monatelang anhaltende Durchfallerscheinungen, magern ab und haben häufig einen übelriechenden schwarzbraunen Stuhl, der mit Gasbläschen durchsetzt sein kann. Die Fresslust der Tiere bleibt meist trotz starkem Durchfall lange erhalten.
MAP wird in der Regel über Kot, Milch, Harn und Sperma übertragen. Speziell Kälber in den ersten drei bis vier Monaten sind sehr anfällig und werden meist schon über die Biestmilch infiziert. Anschließend bleiben die Tiere über Jahre klinisch unauffällige Infektionsträger.
Die wichtigste Sanierungsmaßnahme ist neben optimalen Hygienebedingungen, die Trennung von neugeborenen Kälbern und infizierten Muttertieren. Außerdem sollten Kälber keine Milch von infizierten Tieren bekommen, was man am besten durch die Pasteurisierung der gesamten Biestmilch (Perfect Udder System®) erreicht und sicherstellt.
In Holland und Dänemark gab es bereits erste Ansätze, über den Milchpreis eine freiwillige Sanierung anzuregen und auch in Deutschland wurden in Niedersachsen und NRW bereits erste Richtlinien zur Sanierung veranlasst.
Pinky Eye (Augenentzündung)
Pinky Eyes ist eine ansteckende Hornhaut- und Bindehautentzündung bei Rindern, die durch den Erreger Moraxella subgenus Moraxella bovis verursacht wird. Der Erreger gehört zur Ordnung der Pseudomonadales.
Moraxella bovis kommt natürlich auf den Bindehäuten, den oberen Respirationstrakt und den Schleimhäuten von Rindern vor.
Die Erkrankung wird durch äußere Einflüsse, wie Fliegen, UV-Strahlung und Staub begünstigt und kommt vor allem bei Kälbern und Jungrindern bei Weidehaltung vor.
Anfänglich sind Tränenfluss und Symptome einer Bindehautentzündung mit Lichtscheue zu erkennen, die sich zu Hornhautentzündung, -verletzung und -ödemen ausweiten bis hin zur eitrigen Horn- und Bindehautentzündung mit Geschwürbildung und teils einer Entzündung des gesamten Auges.
Der Name Pinky Eye entsteht durch die Gefäßbildung über der verletzten Hornhaut in Form eines rötlichen Ringes. Das Auge kann selbst wieder abheilen, aber es kann auch zum Erblinden kommen.
Zur Behandlung werden gute Hygienemaßnahmen geraten, eine Fliegenbekämpfung, um die Verbreitung zu minimieren sowie eine medikamentöse Therapie mit Penicillin, Tetracyclin, Streptomycin und Sulfonamiden.
Listeriose (Listeria monocytogenes)
Listeriose wird durch den Erreger Listeria monocytogenes verursacht, ein in der Umwelt stark verbreiteter grampositiver Erreger, der die Fähigkeit besitzt, auch bei ungünstigen Bedingungen vermehrungsfähig zu bleiben. Die Erkrankung ist in Deutschland meldepflichtig.
Die Infektion erfolgt vermutlich durch Läsionen in Maul- und Nasenhöhle oder an den Konjunktiven, beispielsweise durch das Verfüttern von Silage mit einem ph-Wert > 5,5.
Die Erreger gelangen über Hirnnerven, meist dem N.trigeminus, zum Hirnstamm, wo eine eitrige Hirnstammenzephalitis mit Mikroabszessen und einer nichteitrigen Meningitis entsteht.
Es sind teils mehrere Hirnnerven betroffen, je nach Betroffenheit sind unterschiedliche Ausfallerscheinungen zu beobachten. Beispielsweise Gleichgewichtsstörungen, hängendes Ohr, geschlossene Augen auf einer Seite, Schlotterkiefer oder gestörte Ohrabwehreflexe einseitig.
Eine Diagnostik ist am lebenden Tier nicht möglich. Eine Behandlung ist meist nur bei noch stehenden Tieren sinnvoll und erfolgt über einen längeren Zeitraum mit hohen Dosierungen mit Tetrazyclin und Penicillin.
Bovine Leukosevirus (auch: Bovine Leukämie-Virus oder Rinderleukämie-Virus (BLV))
In Deutschland und Europa wurde der Virus inzwischen weitestgehend ausgerottet; Deutschland gilt derzeit als Bovine-Leukose frei. Kommt es jedoch zu Ausbrüchen, schädigt dies massiv Milchviehbestände, wie z.B. noch in Nord- und Südamerika. Der Erreger ist ein lymphotroper Retrovirus, dessen Hauptwirt das Rind ist.
Infizierte Tiere bilden eine Enzootische Leukose (auch B-Zell Leukämie genannt). Die Übertragung erfolgt über die Milch und das Blut infizierter Tiere, aber auch durch Mehrfachgebrauch von Kanülen,
Enthornungsgeräten, Ohrmarkenstechen oder in tropischen Ländern auch über Insektenstiche.
Staphylococcus aureus
Staphylococcus aureus ist ein grampositives, kugelförmiges Bakterium, welches natürlicherweise in der Umwelt vorkommt und in der Regel den Organismus nur bei günstigen Bedingungen für den Erreger (schlechte Hygiene) und/oder einem schwachen Immunsystem des Tieres befällt. Der Erreger ist von Natur aus resistent gegen Antibiotika der der Gruppe der Beta-Lactame, wie beispielsweise Penicillin, was die Behandlung erschwert.
Bei Rindern ist der Erreger inzwischen der am meisten verbreitetste Mastitiserreger weltweit und führt damit zu großen wirtschaftlichen Schäden.
Die Tiere infizieren sich überwiegend im Melkstand, durch infizierte Milch von Tier zu Tier, wodurch eine optimale Melkstandhygiene vorausgesetzt wird. Um die Heilungschancen der Kuh zu verbessern und eine Übertragung auf das Kalb zu verhindern ist ein fachmännisch richtiges Trockenstellen mit entsprechenden Medikamenten (Trockenstellern) das A und O.
Nabelentzündung
Der Nabelbruch, bei dem Eingeweideteile vorfallen, und die Nabelentzündung sind die häufigsten Erkrankungen des Kalbes. Bei einer Nabelentzündung spielen in erster Linie Bakterien eine große Rolle, wie beispielsweise E.Coli (akute Nabelentzündung) oder bei Abszessbildung Trueperella pyogenes. Es kommt vermehrt zu Entzündungen bei Kälbern nach Schwergeburten, frühreifen Kälbern oder bei solchen mit angeborenen Nabeldefekten.
Meist sind die Kälber erst wenige Tage alt, wenn erste Symptome auftreten:
- Kalb frisst schlecht
- Fieber über 39,5°C
- Nabel ist dick, druckempfindlich und warm
- Bis zum eitrigen Ausfluss aus dem Nabel
Bei schweren Entzündungen, die bis in den Bauchraum reichen können, lassen sich deutliche Schmerzanzeichen feststellen: Die Kälber stehen z.B. häufig mit gekrümmtem Rücken. Eine akute Nabelentzündung ist mit Antibiotika und Schmerzmittel zu behandeln.
Viel wichtiger ist es jedoch Nabelentzündungen vorzubeugen, durch:
- Hygiene bei der Geburtshilfe
- saubere, frisch eingestreute Abkalbebox, die regelmäßig desinfiziert wird (KokziDes®)
- Nabel direkt nach der Geburt als 1. Handlung mit einer Jodtinktur übergießen. Den Nabel dabei nicht öffnen oder ausdrücken
- Direktes Entfernen des Kalbes aus dem Abkalbebereich
- adäquarte Kolostrumversorgung
- gegenseitiges Besaugen vermeiden, am besten nur Nuckeltränken anbieten (MilkBar®) und Eimer- und Trogfütterung vermeiden.
- Kälberbox gut einstreuen und sauber halten
- Nabel regelmäßig kontrollieren
Gelenkentzündung
Gelenkentzündungen beim Kalb können durch mehrere unterschiedliche Erreger hervorgerufen werden, die auf unterschiedlichen Wegen ins Kalb gelangen können.
Beispielsweise können direkt nach der Geburt durch den Nabel und dessen erstmal große Öffnung zahlreiche Keime in das Kalb gelangen und auch noch nach mehreren Wochen unter anderem Gelenksentzündungen hervorrufen. Deshalb sollte speziell auf eine gute Nabelhygiene direkt nach dem Abkalben geachtet werden und der Nabel mit Jod desinfiziert werden (siehe Nabelentzündungen), um solch eine Folgeerkrankung zu vermeiden.
Außerdem können durch beispielsweise Mycoplasmaerreger Gelenksentzündungen hervorgerufen werden (siehe auch Mycoplasma).
Die richtige Therapie ist bei Gelenksentzündungen häufig erschwert, da in den Gelenken kleinere Gefäße verlaufen und nicht alle Antibiotika hier greifen können. (Geeignete Antibiotika bitte mit dem Tierarzt absprechen!)
Blähungen
Auch Blähungen können durch viele verschiedene Umstände entstehen.
Zum einen durch eine Infektion mit blähenden Bakterien wie beispielsweise Clostridien (siehe Clostridien), aber zum anderen auch durch eine nicht fachmännische und sachgemäße Fütterung.
So kommt es beispielsweise durch die falsche Handhabung von Milchaustauschern, beispielsweise durch falsche Konzentrationen und zu kaltes Anrühren, zu Klumpenbildung und dadurch zu Durchfällen und Blähungen.
Auch zu schnelles Trinken durch Eimer- und Trogtränke oder angeschlitzte Nuckel, stellen keine sichere Verdauung dar und können somit zu Blähung der nicht im Labmagen anverdauten Milch führen.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie ihre Milch oder Milchaustauscher richtig zubereiten und eine Beratung wünschen, setzten Sie sich gern mit unseren Beratern in Verbindung.
Azidose
Pansenazidose bei Kälbern infolge des Pansentrinkens:
Bei diesen Kälbern ist eine Dysfunktion der Schlundrinne verantwortlich, dass die Milch nicht wie sonst üblich in den Labmagen gelangt und enzymatisch verdaut wird, sondern der Großteil in den Pansen gelangt, der nur auf die bakterielle Verdauung ausgelegt ist und die Kohlenhydrate anschließend vergoren werden. Dabei entsteht Milch- und Buttersäure, worauf die Pansenschleimhaut reagiert und es zu Entzündungen und Hyperkeratosen kommt.
Es zeigt sich eine reduzierte Tränkeaufnahme, reduziertes Allgemeinbefinden, Tränkeaufnahme mit Plätscher- und Klingelgeräuschen links, aufgekrümmtes Stehen und bei längerem Pansentrinken kommt es schließlich zu Haarausfall, einem stumpfen Haarkleid und Abmagern.
Als Therapie wird das Ablassen des Panseninhalts empfohlen, mit anschließender Spülung und das Verabreichen von Natriumkarbonat. Außerdem sollte der Saugreflex vor dem Tränken stimuliert werden.
Akute Milchsäure-Pansenazidose kann auch schon bei Kälbern durch eine ungewohnt hohe Menge an leicht vergärbaren Kohlenhydraten, beispielsweise durch zu große Mengen Pellets entstehen. Dabei kommt es zu Veränderungen in der Pansenmikroflora zugunsten der Milchsäurebildner und dem Absterben der zellolytischen Flora und somit zu einem Absinken des ph-Werts. Durch vermehrte Michsäure verändert sich der osmotische Druck im Pansen und es kommt zu einem Einstrom von Wasser und somit zu Durchfall. Solch eine Azidose tritt häufig erst bei Kälbern auf, die in der Lage sind mehrere Kilogramm Kraftfutter pro Tag zu verzehren. Der Azidose-Durchfall ist leicht zu verwechseln mit dem einer Kokzidieninfektion, auch speziell dadurch, dass die Kälber meist im gleichen Alter erkranken.
Die Symptome einer Azidose sind: Inappetenz, voller Pansen, kein Wiederkauen, leichte Kolik. Bis zu schwerer Störung des Allgemeinbefindens mit Festliegen möglich. Diagnose anhand der Anamnese und des frischen Pansensaftes (pH < 5,5)